Ökumenisches Esperanto-Forum


Nummer 39 -  10. Jahrgang  -  September 2000

Inhalt:
KELI im Lande Rübezahls50. KELI-Kongress, diesmal in Tschechien
Auf Adolf, DE, folgt Jacques, NL  Stafettenübergabe der KELI-Präsidentschaft
Liturgiebuch auf gutem WegeBericht über das ökumenische Gebets- und Gesangbuch ADORU
Vom 53. IKUE-Kongress in Rimini, Italien
Ökumenischer Kongress 15.-21. Juli 2001 in Zagreb
KELI in Tel Aviv  beim UEA-Weltkongress 2000
Unser ÖkEsFo betreffend
Impressum

KELI im Lande Rübezahls

Die 50. internationale Konferenzwoche des Internationalen Evangelischen Esperanto-Bundes (KELI) fand, letztmals unter der Leitung von Pfarrer i.R. Adolf Burkhardt aus Weilheim, in diesem Sommer in dem idyllisch am Fuß des Riesengebirges gelegenen Badeort Janské Láznê (Johannesbad) statt. Gastgeber war die Evang. Kirche der Böhmischen Brüder, die dort das vorzüglich ausgestattete Freizeitheim "Sola Fide" (= allein durch den Glauben) unterhält.

Einer der Höhepunkte war der Besuch des Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Tschechischen Republik, Pavel Smetana, Senior (Bischof) der gastgebenden Kirche. (In Prag sahen wir dann auf großen Plakaten, dass kurz zuvor der Erzbischof von Prag, Kardinal Dr. Miroslav Vlk, zusammen mit Bischof Smetana im Veitsdom zu Prag einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert hatte; Dr. Vlk ist Präsident der Europäischen Bischofssynode und beherrscht selbst Esperanto; mehrfach hat er Messfeiern in der internationalen Sprache zelebriert). Pavel Smetana schilderte den Teilnehmern aus vielen Kirchen in Ost- und Westeuropa die heutige Lage der Christen nach der Wende. Als eine seiner letzten Aufgaben als Vorsitzender von KELI überreichte Adolf Burkhardt dem Bischof nach dessen Vortrag das neue Buch von Ulrich Matthias "Esperanto, das neue Latein der Kirche".

In der unmittelbar benachbarten Kirche ordinierte Bischof Smetana dann in Anwesenheit aller Pfarrer und Pfarrerinnen des Bezirks den Leiter von "Sola Fide" zum Lektor und Verwalter der Pfarrstelle von Janské Láznê. Obwohl nur wenige der Kongressteilnehmer tschechisch verstanden, nahmen fast alle an diesem Gottesdienst teil. Alle anwesenden ordinierten Geistlichen, also auch Adolf Burkhardt, wurden zur Handauflegung bei der Amtseinführung an den Altar gerufen. Man kann auch ohne die Sprache zu verstehen mitfeiern, wo Christen beieinander sind.

Freilich ist es besser, wenn man auch weiß, was gesungen und gebetet wird. Jeden Morgen und jeden Abend versammelte sich in dieser Kirche die internationale Gesellschaft zu sehr verschieden gestalteten Andachten. Wie das gregorianische Mittagsgebet wurden sie von verschiedenen Teilnehmern ganz auf Esperanto gehalten, ebenso wie ein Abendmahlsgottesdienst nach der Form der Böhmischen Brüderkirche. An der Orgel saß dabei stets Christoph Roether aus Sindelfingen, der auch das tägliche Offene Singen zur Vorbereitung der gottesdienstlichen Feiern und zum Kennenlernen neuer Lieder aus verschiedenen Traditionen am Klavier begleitete.

Vorträge von tschechischem Referenten beleuchteten Leben und Werk bedeutender Gestalten aus dem kirchlichen und kulturellen Leben des Landes, von Jan Hus, Petr Chelcicky und Jan Amos Comenius bis zu Karel Hynek Mácha, Karel Capek und T.G. Masaryk. Siegfried Krüger aus dem schwäbischen Heilbronn gab mit farbkräftigen Dias einen Querschnitt durch die biblischen Motive im Werk von Marc Chagall. Ein holländischer Theologe sprach so interessant über die Briefe des Apostels Paulus und deren Übersetzungsprobleme (das Gesamtthema des Kongresses lautete: "Im Anfang war das Wort"), dass spontan eine zur Erholung vorgesehene Programmlücke am Nachmittag mit einer Fortsetzung für Interessierte anberaumt wurde ­ und der Saal war wieder voll besetzt.

Grete Burkhardt aus Weilheim lud ­ das hat bei den internationalen christlichen Esperanto-Kongressen inzwischen eine lange Tradition ­ wieder zu Folkloretänzen aus aller Welt ein; dass dabei einige Referenten bei dieser Gelegenheit manchmal mehr Mühe zu haben schienen als ihre geduldigen Zuhörer vom Vormittag, mag manchem als ausgleichende Gerechtigkeit vorgekommen sein.

Die Jahresversammlung, wie bei allen Vereinen nicht gerade die spannendste aller denkbaren Veranstaltungen, bekam in Johannesbad einen besonderen Akzent wegen des Wechsels im internationalen Vorstand. Die Vertreter aus Schweden, Ungarn und England stellten sich nicht mehr zur Wiederwahl und bekamen andere Nachfolger. Der Vorsitzende (1961-1975 und 1981-2000) hatte ebenfalls angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. Er schlug als seinen Nachfolger den Holländer Jacques Tuinder vor, der den Lesern unseres OkEsFo in den letzten Jahren immer wieder als Blindenhelfer in vielen Ländern der Welt begegnet ist. Er wurde nach kurzer Diskussion ohne Gegenstimmen gewählt. Er gehört in Holland einer Basisgemeinde an und ist seit langem demonstrativ Doppelmitglied bei KELI (evang.) und IKUE (kath.). Weit über die Kreise der Christen hinaus ist er in über dreißig Jahren unter den Esperanto-Freunden in der ganzen Welt bekannt geworden durch seinen unermüdlichen Einsatz zur Bekämpfung der vermeidbaren Blindheit (die Mehrzahl aller Erblindungen auf der Welt könnten vermieden werden durch entsprechende Maßnahmen). Bezeichnend für den neuen KELI-Vorsitzenden: er konnte bei der Wahlsitzung in der Tschechischen Republik nicht einmal selbst anwesend sein, denn fast zur selben Stunde wurde ihm in Plovdiv in Bulgarien die höchste Auszeichnung des bulgarischen Blindenverbandes überreicht, als Würdigung seines Dienstes für Blinde und Sehbehinderte, in den letzten Jahren vorwiegend in Albanien und Bulgarien. Dass der Direktor des Blindeninstituts in Plovdiv fließend Esperanto spricht, half ihm nach eigenem Bekunden nicht wenig bei der Anbahnung und Durchführung von Hilfsmaßnahmen.

Adolf Burkhardt wurde jedoch nicht ganz in den Ruhestand geschickt. Er bleibt im Vorstand als der Vorsitzende der ökumenischen Liturgiekommission von KELI (evang.) und IKUE (kath.), die seit mehreren Jahren ein umfangreiches Gesang- und Liturgiebuch vorbereitet, das mit etwa 1 200 Seiten zum Jahresende bei der Druckerei des Herder-Verlags in Freiburg nach dem Vorbild von Evang. Gesangbuch und kath. Gotteslob hergestellt werden soll. Auch die Vorbereitung des ökumenischen Esperanto-Kongresses in Zagreb im Sommer 2001 hat er gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen Bernhard Eichkorn aus Villingen-Schwenningen mit einer Reise nach Kroatien in die Wege geleitet.

Die schöne Umgebung von Sola Fide bot Gelegenheit zu einer gemeinsamen Wanderung auf den Schwarzenberg (Cerna hora) mit dem Blick auf die Schneekoppe; dabei kommen auch Leute miteinander ins Gespräch, die sich bei den Diskussionen im Plenum eher zurückhalten. Eine Tagesfahrt zum ehemaligen Kloster Koks mit einer der besterhaltenen Klosterapotheken und zum Schloss von Nachod in Sichtweite der polnischen Grenze machte mit Gegenwart und Geschichte der Umgebung vertraut (oft deutsche und tschechische Namen nebeneinander).

Eine Kunstausstellung in der Kirche mit Werken Václav Lamrs, eines modernen Grafikers aus Prag, begleitete die ganze Woche und lockte auch viele Kurgäste an, die wohl sonst von der Anwesenheit der Esperanto-Leute kaum Notiz genommen hätten. Auch zwei öffentliche Konzerte gehörten zum Programm, eines in der Kirche, eines im Stadtkino, mit einem Tenor und einem Bariton von der Nationaloper in Opava.

Die Verbindung des fachlich gebundenen christlichen Kongresses in Tschechien mit dem großen neutralen Esperanto-Weltkongress in Tel Aviv stellte Dr. Petr Chrdle aus Prag her, der gerade eben aus Israel zurückgekehrt war und die Grüße der KELI-Versammlung aus der Fachsitzung in Tel Aviv überbrachte (vgl. unten); er berichtete über die Besonderheiten der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche, der er angehört. Er bot sich an, für die Freunde und Bekannten seiner Ende Februar verstorbenen Frau ein Video von der Trauerfeier in der Nikolaus-Kirche am Altstädter Ring in Prag zu zeigen. Die meisten Kongressteilnehmer blieben da und bekamen so einen sehr persönlich gefärbten Einblick in das gottesdienstliche Leben dieser erst 1922 entstandenen Kirche.

Braucht man denn Esperanto noch, wo doch alle Welt Englisch spricht, fragen viele. Ohne Esperanto wären Janské Láznê und Tel Aviv nicht möglich gewesen, und auch nicht der Kongress der Katholiken in Rimini und Assisi (von dem an anderer Stelle die Rede ist), oder die geplanten Weltkongresse im kroatischen Zagreb, oder im brasilianischen Fortaleza oder im schwedischen Göteborg ­ und jetzt müsste man mehrere hundert Orte allein in diesem und im nächsten Jahr aufzählen. Für Adolf Burkhardt gilt: das eine tun und das andere nicht lassen. Denn als ausgewiesener Konferenzdolmetscher für Englisch sitzt er nicht selten in der Kabine und vermittelt zwischen Englisch und Deutsch und gelegentlich auch Esperanto ­ obwohl es ihm am liebsten wäre, alle Menschen, die es wollen, könnten gleichberechtigt und ohne Vermittlung und ohne Zuhilfenahme von Händen und Füßen miteinander sich über alles austauschen, was ihnen am Herzen liegt. Esperanto macht´s möglich. Aber vielleicht ist die Lösung allzu einfach. Oder warum wird es nicht wenigstens ausprobiert, wie man es sonst bei allen technischen Neuerungen selbstverständlich macht?


Auf Adolf, DE, folgt Jacques, NL

Als Adolf Burkhardt 1960 beim 13. KELI-Kongress in Hedenesse an der niederländisch-belgischen Grenze zum Vorsitzenden gewählt wurde, als Nachfolger des Holländers H.A. de Hoog, zögerte er nicht nur der Form nach. Noch nie war ein so junger Mann in dieses Amt berufen worden. Und er konnte sich auch nicht sicher sein, ob eine Vereinigung, deren Mitglieder als eine Diaspora in 34 Ländern zerstreut lebten und im Krieg oft Schlimmes durchgemacht hatten, einen Deutschen akzeptieren würden. Sie haben ihn akzeptiert und immer wieder neu gewählt, bis er 1975 in Jönköping, dem schwedischen Jerusalem, den Präsidentenhammer an Reginald Bedford aus England weiterreichen konnte. Aber 1981 rief man ihn erneut; und aus dieser vorläufig übernommenen Aufgabe wurden 19 weitere Jahre. Sein Dienstherr, der Evangelische Oberkirchenrat in Stuttgart, hat einst nur zögerlich und ohne die sonst üblichen Segenswünsche zugestimmt, dass er die Wahl annehmen durfte ­ "falls die pfarramtlichen Aufgaben nicht darunter leiden". Dass sie nicht darunter gelitten haben, sondern eher befruchtend auf das Gemeindeleben wirkten, hat ihm später sein Dekan anlässlich einer Visitation bestätigt und ausdrücklich die ökumenische Weite im Dorf hervorgehoben. Gäste aus der Ökumene haben ihn ja nie nur privat besucht, sondern immer auch in Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen mitgewirkt.

Sein Nachfolger Jacques Tuinder machte schon als junger Mitarbeiter in der holländischen und internationalen IKUE-Jugend seinem Namen alle Ehre (Tuinder = Gärtner). Er hegt und pflegt das zarte Pflänzchen Ökumene mit Umsicht, und streng wird er nur gegen solche, die dem Pflänzchen übel wollen. Nichts lässt er unversucht, um seinen Mitmenschen innerhalb und außerhalb der Esperanto-Kreise die Augen zu öffnen, damit sie merken, was sich tun lässt, um Blinden und Sehbehinderten zu helfen. Das ist auch in der Öffentlichkeit nicht unbemerkt geblieben. 1990 bekam er den japanischen Onisaburo-Deguchi-Preis, 2000 die Goldene Medaille des bulgarischen Blindenverbands. Beim Kirchentag in München hat er gepredigt, und die besten Gottesdienstordnungen bei Kongressen stammen aus seiner Feder. Er liebt die hebräische und griechische Sprache wegen der biblischen Texte; Latein kann er so gut, dass er es nicht nur lesen kann, sondern auch mühelos lange Briefe schreibt. Für drei Jahre ist er nun gewählt. Er hat angenommen ­ ob mit dem Vorbehalt "falls die Blindenarbeit nicht darunter leidet?" In seinem Herzen gibt es wohl Platz für beides!


Liturgiebuch auf gutem Wege

Das vorläufige Inhaltsverzeichnis von ADORU gibt einen Vorgeschmack von der Vielfalt und Reichhaltigkeit des geplanten Werks. Noch sind die letzten Entscheidungen nicht getroffen. Aber die wichtigste ist wohl die: es werden, trotz der Hürden mit den Abdruckgebühren und Copyright-Problemen, nicht wenige neuere Lieder aufgenommen. Das ist denen zu verdanken, die schon eine Patenschaft für bestimmte Lieder übernommen haben (die Gebühren für ein Lied bewegen sich in der Regel zwischen 50 und 80 DM, bei einigen Verlagen 100 DM, plus Mehrwertsteuer). So sind u.a. folgende Lieder gesichert: Die Nacht ist vorgedrungen, Er weckt mich alle Morgen, Von guten Mächten, Der Tag ist seiner Höhe nah, Danke für diesen guten Morgen oder Kanons wie Herr, bleibe bei uns, Er ist die rechte Freudensonn und andere. Ganz ganz herzlichen Dank den Sponsoren. Auch eine evangelische Landeskirche hat sich mit einem beachtlichen Betrag beteiligt und auf diese Weise einer Anzahl von Texten und Melodien zum Einzug ins Buch verholfen. Aber nicht wenige Lieder stehen noch im Regen ­ oft solche, die weniger bekannt sind oder aus anderen Ländern stammen. Die Vorarbeit ist getan, die Übersetzungen gemacht ­ jetzt liegt alles an Ihnen. Wollten Sie nicht auch mit anfassen? Dann wäre jetzt die rechte Zeit, denn zum Jahresende geht es in den Druck, und dann ist es zu spät, noch so ein verwaistes Lied zu retten. Wir vom Liturgieausschuss sagen allen neuen und bisherigen Paten vielen Dank. (Bei Zamenhof heißt es "la nepoj vin benos" = die Enkel werden euch dafür segnen). Die feste Zusage hilft uns ebenso wie die gleich getätigte Überweisung. Wer sich für ein bestimmtes Lied stark machen möchte, findet Kandidaten in den Heften von "Tero kaj ielo Kantu", kann aber auch einfach bei uns anfragen. Also, wer spannt seinen Regenschirm auf, damit noch mehr Schäfchen ins Trockene kommen?


Vom 53. IKUE-Kongress in Rimini, Italien

Zu einem Kongress der Wallfahrten im Heiligen Jahr 2000 hatte die Internationale Katholische Vereinigung der Esperantisten eingeladen. Über 100 Esperantisten aus 15 Ländern waren der Einladung gefolgt. Und es wurde nicht nur ein pilgernder Kongress, es wurde auch ein singender Kongress. Doch schön der Reihe nach:

Am Samstag, 2. September 2000, suchten in Rimini, einem der größten Ferienorte an der italienischen Adria, Esperantisten nach der Kirche von Pfarrer Duilio Magnani. Großer Empfang im Vorraum zum Pfarrsaal - Unterbringung der Gäste in Pensionen. Abendessen in Gaststätten. Abendtreffen in der Kirche zum Bekanntmachen und Einsingen mit dem 4. Probeheft des künftigen ökumenischen Gebet- und Gesangbuches ADORU.

Beeindruckend die Kirche: Helle, fröhliche Mosaiken erinnern an eine alte Tradition dieses Landes - Ravenna mit seinen herrlichen altkirchlichen Mosaiken ist nur eine Autostunde entfernt. Mit Staunen liest man an den Wänden Sätze in Esperanto. Esperanto-Pfarrer Magnani - Ehrenvorsitzender von IKUE und Initiator des Messbuches in Esperanto - ist es gelungen, Motive und Gedanken in Esperanto in die künstlerische Ausgestaltung der Kirche zu bringen.

Am Sonntagmorgen wird aus dem Probeheft ADORU die Laudes gesungen, das feierliche kirchliche Morgengebet. Pfarrer Albrecht Kronenberger hatte das 112-seitige Heft aus dem Material des kommenden ADORU zusammengestellt. Die Textform entsprach dem geplanten Buch ADORU und gab einen Eindruck, wie das Buch inhaltlich und formal einmal aussehen wird. Es sei vorweggenommen, dass das Probeheft wie selbstverständlich ein ständiger Begleiter der Kongressgemeinschaft wurde. Es half mit, dass die Gesänge und Gebete schnell den interessierten Teilnehmern bekannt (und lieb) wurden. Die anspruchsvollen, aber auch teilweise sehr volkstümlichen Gesänge begannen rasch, den Kongress zu beherrschen. Am Schluß konnte man den Kongress tatsächlich einen singenden Kongress nennen. Jedenfalls gingen die 150 hergestellten Hefte ab wie warme Semmeln, und am Schluss musste Pfarrer Eichkorn, der die Hefte im Pfarramt St. Fidelis in Villingen hergestellt hatte, froh sein, gerade noch 2 Exemplare für sein Archiv retten zu können.

Schon im Hauptgottesdienst am Sonntagmorgen mit dem Altbischof und väterlichen Freund von Pfarrer Magnani als Hauptzelebrant hielt jedermann das Heft ADORU in der Hand. Esperanto-Gesänge und -Gebete beherrschten den Kirchenraum, obwohl die Kirche nicht nur von Esperantisten bis zum letzten Platz gefüllt war. Anschließend wurde der 53. IKUE-Kongress offiziell im Pfarrsaal eröffnet. Der Tag schloss mit einer Vorlesung über das Turiner Grabtuch, einem beeindruckenden Zeugnis über Leichnam und Tod eines gekreuzigten Mannes aus der Zeit Jesu, bei dem viele Indizien dafür sprechen, dass Jesus selbst dieser Gekreuzigte gewesen ist. Eine Ausstellung über Geschichte und wissenschaftliche Untersuchungen dieses Grabtuches in den Pfarräumen unterstützte diesen beeindruckenden Vortrag.

Hauptveranstaltungen des Kongresses waren die Pilgerfahrten zu den großen Wallfahrtsorten Assisi, Loreto und Rom. Die Wallfahrt nach Assisi begann am Montag um 5 Uhr - wahrhaft eine Buße. Erster Halt in Gubbio, wo der heilige Franz nach der Legende den Wolf gezähmt hat. Dann Assisi, wo uns nach der Messfeier in einer der vielen Nebenkirchen - jede in ihrer Art beeindruckend - insbesondere die Fresken mit Szenen aus dem Leben des Heiligen beschäftigten. Genauso interessant war aber das vielen absolut unbekannte Kloster La Verna, wo Franziskus lange Zeit bis vor seinem Tod hoch in den Apenninen lebte.

Am Dienstag: Fahrt nach Loreto, 2 Autostunden südlich von Rimini. Die Wallfahrt nach Loreto war für den Berichterstatter besonders beeindruckend. Er hat die Fahrt mit einiger Skepsis angetreten. Sagt doch die Legende, Engel hätten das Haus der Familie Jesu übers Meer nach Loreto gebracht. Die Skepsis löst sich, wenn man den geschichtlichen Befund zur Kenntnis nimmt: Das Herrschergeschlecht De Angelis hat im Mittelalter Ziegelsteine und Bauplan eines Hauses aus Nazareth nach Loreto gebracht. (De Angelis ist lateinisch und heißt: von den Engeln). Zwischen diesen schlichten Mauern stehend kommt der Pilger plötzlich der Wirklichkeit näher, wie Jesus mit Maria und Josef gelebt haben könnte. Kein Wunder, dass sich hier Massen von Menschen zum Gebet ermutigt fühlen - oder ist das nicht schon ein Wunder für sich?

Mit der Wallfahrt nach Rom am Mittwoch hatten sich die Veranstalter übernommen. Abfahrt nachts um 2 Uhr - ein Grund für den Schreiber dieser Zeilen, sich diese Strapaze zu ersparen. Über die dann zu Ohren gekommenen Erzählungen schweigt des Sängers Höflichkeit. Nicht gelungen ist dem Kongress auch die geplante tägliche Behandlung der 7 Sakramente.

Gelungen ist aber auf jeden Fall, dass die Teilnehmer zu einer fröhlichen, singenden und betenden Gemeinschaft geworden sind. Viel Bekanntschaften wurden gemacht, andere vertieft, und niemand blieb abseits. Es ist jedesmal neu ein pfingstliches Erlebnis, mit Menschen aus vielen Völkern und Sprachen auf demselben sprachlichen Niveau zu stehen. Ich freue mich jedenfalls bereits auf den nächsten Kongress christlicher Esperantisten in Zagreb (siehe unten), dann wieder in ökumenischer Gemeinschaft, und mit dem dann neu erschienenen Gesang- und Gebetbuch ADORU.

B.Eichkorn
Ökumenischer Kongress 15.-21. Juli 2001 in Zagreb

Unmittelbar vor dem Esperanto-Weltkongress findet in derselben Stadt der ökumenische Kongress statt. Kongressgebäude ist das Kleine Seminar der Erzdiözese Zagreb, wo sich in der Schulzeit Gymnasiasten auf das Priesterstudium im Großen Seminar vorbereiten. Ein Anmeldeformular liegt dieser Sendung bei.

Die Preise sind für das Leben in einer Großstadt wie Zagreb (über ein Million Einwohner) für uns EU-Bürger moderat, obwohl wir durch unsere Teilnahme und unseren Beitrag 30 Jugendlichen aus dem ehemaligen Ostblock die ermäßigte Teilnahme am parallelen Jugendlager JET'2001 ermöglichen. Ein Ausflug ist in den Kosten inbegriffen.

Wer Interesse hat, auch während der Woche des Weltkongresses im Kleinen Seminar zu wohnen, soll sich bald melden. Es hängt vom baldigst bekundeten Interesse ab, ob diese Möglichkeit, die für Teilnehmer an beiden Tagungen sehr vorteilhaft wäre, überhaupt zustande kommt. Die Preise sind noch nicht ausgehandelt, liegen aber wohl unterhalb der Hälfte der Preise des ökumenischen Kongresses, aber ohne Verpflegung.

In zwei kleinen Hotels vermitteln wir Übernachtung mit Frühstück für 24 Euro (Hotel ILICA) oder 27 Euro (Hotel JARDAN) pro Person und Tag (Einzelzimmer kosten 36 bzw.43 Euro). Darin sind schon 10% Ermäßigung vom Normalpreis enthalten, wenn man sich über uns anmeldet. Dasselbe gilt für die Zeit des UEA-Weltkongresses.

Bernhard Eichkorn
KELI in Tel Aviv

In der ersten Augustwoche trafen sich Esperanto-Freunde aus der ganzen Welt in Tel Aviv und damit zum ersten Mal in der über hundertjährigen Geschichte der Sprache im Lande Israel. Im Rahmen des politisch und neutralen Weltkongresses finden alljährlich zahlreiche Einzelveranstaltungen von fachlichen und weltanschaulichen Gruppierungen innerhalb der Esperanto-Bewegung statt, ähnlich wie bei einem Kirchentag oder Katholikentag. Gerhard Hofmann, KELI-Mitglied und aktiver Adventist aus Berlin, und Dr. Puramo Chong, Arzt für orientalische Medizin und langjähriges KELI-Vorstandsmitglied aus Seoul, machten es möglich, dass KELI auch in Tel Aviv eine gut besuchte Sitzung abhalten konnte. Schon am 7. August berichtete Dr. Chong mit e-mail aus Seoul:

"Meine Frau und ich sind gestern nach einer zweiwöchigen Reise aus Israel und Hongkong wieder gut nach Hause zurückgekehrt... Die diesjährige KELI-Sitzung in Tel Aviv war geglückt und wertvoll. Wir spürten die Liebe Jesu und wussten uns als eine große Familie und als Geschwister Jesu Christi.

P.S. Besonderer Dank gebührt Gerhard Hofmann, der alles für die Sitzung so sorgfältig vorbereitet hat."


Unser ÖkEsFo betreffend

Die Preise für Porto in Estland sind kräftig gestiegen. Für 2000 zeichnet sich in unserer ÖkEsFo-Bilanz ein Defizit von 800 DM ab. Wer kann uns mit einer Spende helfen, diese Lücke zu schließen? Spenden an Pfarrer Eichkorn (Konten unten).


Impressum

Herausgeber: Adolf Burkhardt und Bernhard Eichkorn.

Zuschriften zum Inhalt: an Adolf Burkhardt, Gimpelweg 1, D­73235 Weilheim an der Teck. Tel./Fax 0/7023-72413. Netz: Adolf.Burkhardt@t-online.de

Zur Adressenliste: an Bernhard Eichkorn, St. Fidelis, Romäusring 20. D­78050 VS-Villingen. Tel. 0/7721-22073; Fax: 0/77221-22074. Netz: Bernhard.Eichkorn@esperanto.de.

ÖkEsFo-Archiv: http://home.t-online.de/home/st-fidelis

Kuvertierung und Versand:

Endel Ojasild, Pk 24, EE-10502 Tallinn, Estland

Spenden helfen uns zum Weitermachen. Sie erhalten bei Beträgen über 10.­DM eine Spendenbescheinigung der Pfarrei St. Fidelis für das Finanzamt, weil die Betreuung des ÖkEsFo dienstlicher Auftrag von Pfarrer Eichkorn ist. Es empfiehlt sich, Geldscheine einem gewöhnlichen Brief beizulegen. Sie sparen so die im Verhältnis hohen Überweisungsgebühren. Trotz vielen solchen Briefen sind uns noch nie Verluste bekannt geworden.

Vergelts Gott für jede Hilfe, ob neue Adressen, ob Spenden. Schicken Sie uns Adressen von Personen, die Interesse für Esperanto in der Kirche äußern. Diese bekommen dann zweimal eine Probenummer zugeschickt mit der Bitte, sich bei Dauerinteresse einmal schriftlich zu melden.

Konten: B. Eichkorn, Sparkasse VS (BLZ 694 500 65) Kto-Nr. 1041 2089 oder: Postbank Stuttgart Nr. 211 93-704 B. Eichkorn, auch echk-xbei UEA. ÖkEsFo-10: E:\WPTEXTE\ÖkEsFo\00-3Sept.wpd