1. Wer bin ich?
Geb. 1934 in Bettmaringen, Hotzenwald/Ost. Eltern:
einfache
Bauern. Ältester mit zwei Schwestern und einem Bruder. 1946
entschlossen,
Pfarrer zu werden. 1948 Erzbischöfliches Konvikt Konradihaus,
Konstanz
(die schönste Zeit meiner jungen Jahre) mit Besuch des
städtischen
Heinrich-Suso-Gymnasiums. Dort Abitur 1955. Dann Collegium
Borromaeum/Freiburg
und Theologie an der Universität Freiburg, zwei Semester in
München,
Abschluß in St. Peter (fast so schön wie Konstanz).
Priesterweihe
1960 in Konstanz. Vikar in Weil am Rhein, dann Karlsruhe (die
schlimmste
Zeit meines Lebens) und Villingen, St. Konrad. Pfarrer in Unterkirnach
(1967-1980), Meßkirch (-1988), jetzt in Villingen, St. Fidelis.
Nebenher
zeitenweise Dekanatsjugendseelsorger Villingen, CAJ-Bezirkskaplan
Schwarzwald-Mitte,
Kreisjugendpfleger Schwarzwald-Baar, Regionaldekan Schwarzwald-Baar,
Dekan
in Meßkirch, Dekanatsfrauenseelsorger in Villingen. Jetzt bin ich
noch Seelsorger der Esperantisten in der Erzdiözese und
Präses
der Kolpingfamilie Villingen.
2. Meine "Identität als Priester"
ergibt sich zunächst schlicht aus meine
Priesterweihe.
Aber die hat ihre Vorgeschichte, ihre Theologie und ihre Geschichte.
2.1. In der Vorgeschichte ist mein 12.
Lebensjahr
wichtig. Weil unser Dorfpfarrer in der Predigt immer wieder beklagte,
daß
es zu wenig Priester gäbe, und daß mein Dorf endlich wieder
einmal einen Priester aus seiner Mitte hervorbringen sollte,
entschloß
ich mich, ein Pfarrer wie der unsrige zu werden. Natürlich
überprüfte
ich dieses Ziel immer wieder, z.B. nach meinem Abitur. Ich blieb dabei,
weil Gott Menschen braucht, die sich ganz und sichtbar für ihn
hinstellen,
und weil mir kein Beruf so vielseitig mit Menschen im Kontakt zu sein
schien
wie der Beruf des Pfarrers. Das finde ich noch heute so.
2.2. In der Theologie wurde mir mit der Zeit
meiner
Geschichte die Repräsentation Christi wichtig, die in der Feier
der
Eucharistie besonders aufleuchtet, wo mir und der Gemeinde das Wort
Gottes
auflebt, damit es in der Sendung (missa) in alle Welt geht.
Zunächst
war für mich als junger Pfarrer wichtig, unter den Menschen in
Christ Namen tätig zu sein als einer, der dient. Dann aber
fügte
Gott meine
2.3. Bekehrung zur Feier der Eucharistie und zum
Wort
Gottes: Meine erste Pfarrstelle Unterkirnach (1967 - 1980) war die
Zeit vieler kirchlicher
Aktivitäten: Jugendgruppen, Familienfreizeiten, Ferienlager,
Schifreizeiten,
Wochenenden, Bildungswerk, Sozialstation, Kindergartenverein,
Kindergartenbau,
Kirchenrenovation, Gemeinderäume, alles unter dem Motto: Das
Konzil
kommt ins Dorf. Gleichzeitig ging der Kirchenbesuch in den ersten 7
Jahren
von 70% auf 35% zurück. Die Sonntagsmesse sei zu lang, sagte man
mir.
Also versuchte ich sie von 45 auf 40 Minuten zu verkürzen.
Lektoren,
Vorbeter, Kantor, Kommunionhelfer wurden eingeführt; Jugend- und
Kindergottesdienste
(Familiengottesdienste genannt), Bußfeiern, Pfarrgemeinderat,
usw.
Es half alles nichts: Im verflixten 7. Jahr 1974 erreichte mich die
allgemeine
Krise. Dieser und jener gab auf, heiratete. Das kam für mich nicht
in Frage. Aber eine Bekehrung war nötig. Sie hieß:
Ich feiere am Sonntag die Heilige Messe mit den
Menschen
guten Willens. Das braucht eine Stunde.
Wir hören die Fülle des Wortes Gottes: 1.
Lesung, Psalm, 2. Lesung, Halleluja und das ganze Evangelium. Die
Predigt
sucht den roten Faden und die Verbindung zum Leben.
Natürlich blieb es nicht bei diesen Maßnahmen, sondern die persönliche Hinwendung zur Feier der Heiligen Messe und zum Wort Gottes wurde für mich bis heute zum tragenden persönlichen Grund für mein priesterliches Selbstbewußtsein. Und das Wort Gottes wird mir von Jahr zu Jahr reicher und fruchtbarer. (Vgl. "Schreiben der deutschen Bischöfe über den priesterlichen Dienst", Abschnitte II, "1. Hören, was der Geist Gottes uns sagt" und "2. Jesus Christus - Herr seiner Kirche")
3. Das Kollegium des Bischofs im Dekanat.
Immer wichtiger wurde mir die Verbindung mit dem
Bischof
und seinem Priesterkollegium. Denn wo zwei oder drei in Jesu Namen
beisammen sind, ist er mitten unter ihnen. Darum weiß ich mich
auch
besonders verbunden mit meinem Dekan und dem Kapitel, wie auch mit den
Mitarbeitern des Bischofs im Ordinariat. In diesem Kollegium des
Bischofs
fühle ich mich daheim, angenommen und getragen in der Kirche Jesu
Christi.
Das Mitmachen im Priesterkollegium des Dekanates
trägt
mich.
4. Das Seelsorgeteam - die mir von Gott gegebenen
nächsten
Mitarbeiter
Somit bekommt auch das vom Bischof eingesetzte
Seelsorgeteam
in meiner Seelsorgeeinheit seine theologische Qualität, die eng
mit
meinem Priestersein in Verbindung steht Es ist mit mir verantwortlich
für
die Seelsorge in unserem vom Bischof vorgegebenen Bereich, der
Seelsorgeeinheit.
Der eigentliche Seelsorger ist Christus, repräsentiert durch den
Bischof.
Der Bischof firmt die Getauften zum Seelsorgedienst in der Welt
und weiht Priester und Diakone zum Dienstamt an den Gefirmten.
In
den übrigen kirchlichen Seelsorgeberufen sendet der Bischof auch
speziell
ausgebildete Gefirmte in seine Seelsorge. Die Kooperation dieser
Dienste
und Berufe ist wesentlich. Im Seelsorgeteam erweitert sich das
Kollegium
des Bischofs auf die Seelsorgeeinheit. Das Team ist nicht nur eine
menschliche
Gruppe mit ihrem gruppendynamischen Gesetzen, sondern eine Organismus
des Leibes Jesu Christi, in dem die geweihten Priester und Diakone
die spezifisch priesterliche Repräsentation Christi
verkörpern,
die vom Bischof ausgeht und die Einheit mit der real verfaßten
Kirche
personifizieren.
Der Dienst des Pfarrers in der Seelsorgeeinheit und
im Team ist Dienst an der Einheit der Kirche.
Als Leiter des Seelsorgeteams sehe ich die
wichtige
Aufgabe,
Charismen der Mitarbeiter im Team und in unseren Familien
und Pfarreien entfalten zu helfen. Ein Team braucht Leitung. Die
Leitung
des Seelsorgeteams muß bei einem Priester als dem geweihten
Vertreter
des Bischofs liegen. Der Pfarrer wird die Leitung bestimmter Aufgaben
an
geeignete Personen übergeben, die das sachgerechte Charisma
besitzen,
verbunden mit der Qualität des Glaubens in der verfaßten
Kirchlichkeit.
Von diesen Charismen bin ich als Mensch immer wieder bereichert und als
Pfarrer beglückt. Dabei lasse ich mich anregen und begeistern von
den Ideen anderer. Ich bringe meine Lebenserfahrung ein, und vor allem
meinen Glauben: Gott ist der Herr - wir brauchen nicht alles selbst zu
machen. Legt Eure Last auf den Herrn. Das entlastet mich. Ich bin nicht
für alles der letzte Verantwortliche. Das gilt aber nicht nur
für
die Mißerfolge, sondern auch für die Erfolge. Sie sind mir
geschenkt.
Wichtige Aufgabe des Pfarrers ist es, die
vorhandenen
Charismen zu entdecken, zu bestätigen und zu bestärken,
Bereiche
abzuklären, Hilfen zu geben, Konflikte zu vermeiden und Streit zu
schlichten.
5. Die Familien als Lebenszellen sind "Hauskirche",
wo die Mütter und Väter die ersten Seelsorger für ihre
Kinder
und für sich gegenseitig sind. Mehr und mehr scheint mir,
daß
wir in unserer Gemeindetheologie der letzten Jahrzehnte die Familie
vernachlässigt
haben. Wir haben die Hauskirche in den Familien einfach vorausgesetzt.
Aber ohne die Hauskirche der Familien stirbt die Gemeinde schlicht
wegen
Nachwuchs aus. Wir sind in Deutschland auf dem besten Weg dazu - als
Volk
und als Kirche.
Wo es möglich ist, versuche ich die Familien
als Lebenszellen meiner Pfarreien zu stärken.
6. Und der Umbruch unserer Zeit?
Die Geschichte lehrt: Jede Zeit hat Ihre Nagelprobe zu
bestehen, hat ihre Umbrüche zu bewältigen. Jedes Leben ist
ein
einziger Umbruch. Pantha rhei - alles fließt. Ich bin neugierig,
was Gott noch alles mit uns vor hat. Das gilt ganz konkret für
jede
Stunde, jeden Tage, für jede Begegnung ganz besonders. Manches
verkümmert
im Wandel der Zeit, manches wächst. Gott aber ist der Herr der
Geschichte.
'Fürchtet euch nicht' ist eines der
großen
Froh-Worte der Bibel. Neugierig auf Gottes Zukunft sein.
7. Zeit haben - Ich habe für jeden Zeit. Wenn ich die augenblicklichen Minuten schon jemandem versprochen habe, dann biete ich - oder meine Sekretärin, die über meinen Terminkalender verfügen kann - eine andere Zeit an. Termine sind Zeit für Menschen.
Dabei durfte ich einen interessanten Lernprozeß machen. Lange habe ich das "adsum" meiner Priesterweihe mit "ich bin (immer) da" übersetzt. Das führte über lange Jahre zu einem häufigen Gefühl der Überforderung. Denn wenn ich jemand meine Zeit widmete, sagten die anderen mit Recht: Er ist nicht da. Dann hörte ich bei einer Priesterweihe, daß man unser altes "adsum" mit "ich bin bereit" übersetzt hat. Da fiel mir der Stein von Herzen: Immer Dasein ist die Qualität Gottes. Sein Diener aber kann nur sagen: "Ich bin bereit!" Bereit sein heißt: Horchen und dem jetzigen Ruf gehorchen. Nicht allen Rufen gleichzeitig, sondern nur einem nach dem andern, und den jeweils wichtigsten. Diese Erkenntnis hat mich sehr befreit.
"Ich bin bereit", aber ich bin nicht der, "der (immer) da ist". Nichts ist gerechter verteilt als die Zeit: jeder hat täglich 24 Stunden. Je interessanter man das Leben findet, umso mehr möchte, könnte, sollte man in diesen 24 Stunden machen. Sieben Leben möcht' ich haben. Aber ich habe nur eines. Also nehme ich mir Zeit für das, was mir wichtig ist. Ich brauche eine christliche Hierarchie der Werte, nach der ich mir Zeit nehme. Ich baue sie mir auf nach dem Grundsatz: 1. Gott lieben, 2. den Nächsten wie 3. dich selbst. Also zuerst das, was Gott, Jesus Christus, seine Kirche betrifft. 2. (und doch dem 1. gleich) der Nächste in Not, in der Begegnung, in der Mitarbeit; und 3. (und doch dem 1. gleich) ein gesundes Ich. Und weil das Letzte dem Ersten gleich ist, geht mein Ich nicht unter in der Gesamtplanung, hat aber im konkreten Einzelfall Nachrangigkeit.
Wichtig ist die Definition von "lieben = mitmachen und mitmachen lassen" (Bibelkurs Seifermann). Das eröffnet, ja verpflichtet zum Delegieren und zum Vertrauen, daß andere es unter dem Strich gut machen, in manchem vielleicht schlechter, in anderem dafür aber besser. Ein weiterer Schlüssel zur christlichen Zeithierarchie sind die Kardinaltugenden: Klugheit in der Erkenntnis der Wirklichkeit, Gerechtigkeit und das rechte Maß in der Zuordnung des Zeitmaßes, und schließlich die Tapferkeit, ja und nein zu sagen, wie es recht ist.
Mit christlicher Zeithierarchie kann ich guten Gewissens 'Nein' sagen, wenn die Zeit nur für das Wichtigere reicht, ohne dieGesamtheit der Werte, auch mich selbst, zu vernachlässigen.
8. Was tut ein Pfarrer in einer Seelsorgeeinheit?
So werde ich manchmal gefragt. Ja, was habe ich in der
letzten Woche eigentlich gemacht?, so habe ich mich manchmal gefragt.
Es
schien mir recht wenig. Vor allem fiel mir ein, was ich (noch) nicht
gemacht
hatte. Und dieser Erkenntnis trug nicht zu meinem seelischen
Wohlbefinden
bei. Bis mir ein Kurs über Zeitplanung und die Freude am PC die
Idee
eingab, jedes Jahr 1 - 2-mal eine ganze Woche aufzuschreiben. Hier das
Ergebnis:
Wochenarbeitszeit eines Pfarrers in einer
Seelsorgeeinheit
Drei durchschnittliche Wochen 1997 / 98 von Pfarrer
Eichkorn
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit 90,75
Wochenstunden
(WSt) verteilt auf 8 Arbeitsbereiche:
1. Liturgie: 12,59 WSt; 2.
Einzelseelsorge:
13,83 WSt; 3. Gruppen: 8,71 WSt; 4.
Unterweisung:
6,02 WSt;
5. Mitarbeiter: 6,17 WSt; 6.
Verwaltung:
15,42 WSt; 7. Studium: 20,16 WSt; 8.
Geistliches
Leben: 7,33 WSt.
Erläuterungen
1. Liturgie: Leitende Feier der Sakramente und
anderer Gottesdienste in Gemeinschaft
2. Einzelseelsorge, Einzel- und Familiengespräche
und -kontakte
3. Gruppen,
Verbände,
Partnerschaften, Einrichtungen und deren Leiter
4. Unterweisung im Religiösen: Schriftliche
und mündliche Unterrichtungen, Predigten, Vorträge,
Schriftliche
Unterweisungen, Bibelabende
5. Mitarbeiter, Räte: Sitzungen,
Beratungen, Führungsgespräche
6. Verwaltung u. Nebentätigkeiten:
Büro,
Arbeiten erklären, Hausmeistertätigkeiten, Haushalt
7. Studium und Information (Lesen und
Verfassen):
Fachstudium, Medien, Bildung (Bücher, Zeitschriften,
Briefe)
8. Persönliches geistliches Leben: Brevier,
geistliche Lesung, Gebet, Beichte, Teilnahme an Gottesdiensten.
Wegezeiten und direkte Vorbereitungszeiten sind den
einzelnen
Sachgebieten zugeordnet.
Zunächst erscheinen 90 3/4 Wochenarbeitsstunden viel. Ich fühle mich aber weder in Hetze noch überlastet. Man bedenke aber, daß die Feier der Liturgie (ohne Predigt) mit den entsprechenden Wegezeiten, sowie Lektüre und Geistliches Leben eingeschlossen sind. Wenn ich diese leichten, aber wichtigen und tragenden Teile meiner Arbeit abziehe, komme ich nicht allzuviel über die Arbeitszeit einer berufstätigen Hausfrau mit 2 Kindern, die ca. 70 Wochenstunden in Beruf und Familie arbeitet (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg lt. "Stimme der Familie" 1/1991 S.7). Auch ein Handwerksmeister, der seinen Betrieb führt, wird weit über eine 70-Stundenwoche kommen, ja, mit den "leichteren Teilen" seiner Arbeit auch auf gute 90 Wochenstunden. Entscheidend ist die Gelassenheit bei der täglichen Arbeit. Als Priester weiß ich mich ja auch ständig im Dienst, aber nicht im Stress (auch ein Modewort).
Relativ umfangreich ist das Studium (7.= 20 WSt). Der Bereich der Verwaltung (6.= 15,4 WSt.) ist nicht zu hoch - die Einzel- und Familiengespräche (2.= 13,8 WSt.) haben fast denselben Stellenwert. Hier zahlt sich die Einrichtung des Pfarrbüros aus. Der Bereich Unterweisung (4.= 6 WSt.) ist etwas niedrig, weil ich seit meinem Gehörsturz 1994 (60. Lebensjahr) keinen Religionsunterricht mehr mehr gebe, was ich sehr bedaure (Ich habe einmal zusammengerechnet, daß ich von 1960 - 1964, also in 34 Jahren ca. 11.000 Religionsstunden unterrichtet habe; und obwohl es viel Energie gekostet hat, möchte ich diese Zeit in meinem Leben nicht missen. Diese Unterrichtszeit schlägt sich in der obigen Statistik also nicht mehr nieder).
Im Vergleich zu den Aufzeichnungen vor der Zeit dieser Seelsorgeeinheit hat sich die Arbeitszeit nur unwesentlich verkürzt von damals 92,5 auf nun 90,75 Wochenstunden. Aber damals war die Verwaltung (ca. 25 Wochenstunden) und die Zeit der Unterweisung (mit Religionsunterricht = 10 Wochenstunden) höher, während die Seelsorge mit Einzelnen und Familien, mit Gruppen und das Studium weniger Zeit erhielten.
9. Ungeklärtes
9.1. Die Vier-Zahl der Pfarrgemeinderäte
meiner Seelsorgeeinheit ist mir immer mehr zu einer schwer zu
meisternden
Last geworden. Wenn der Pfarrer seinen Part nicht einbringen kann,
entwickeln
sie sich insbesondere in den Dörfern zu Stiftungsräten und
Festausschüssen,
was ja auch sehr wertvoll ist, aber doch nicht das Tragende und
Wesentliche
des Christentums trifft, ja manchmal vom Eigentlichen ablenkt
(hierüber
siehe St. Fidelis, Grundsätzliches). Ich bereite deshalb die
nächste
Pfarrgemeinderatswahl 2000 schon jetzt vor, indem ich die Kandidaten
dafür
zu gewinnen suche, ihren Schwerpunkt in der pastororalen Planung und
Mitarbeit
zu sehen. Ferner möchte ich zur Stärkung der örtlichen
Selbständigkeit
die örtlichen Stiftungsräte selbständiger arbeiten
lassen,
indem ich den Vorsitz an örtliche Vorsitzende delegiere. Ferner
soll
es örtliche Festausschüsse geben.
9.2. die Zulieferer und der Flaschenhals: Damit
meine ich die Unmenge an Papier, das von Seiten der verschiedenen
kirchlichen
Einrichtungen an Pfarrei und Pfarrer herangeschwemmt wird und hier sich
staut wie in einem Flaschenhals. Ständig ist eine andere Aktion
aktuell.
Jede Gruppierung hat wichtige Anliegen und Ideen. Die Sonntagsmesse
wird
überfrachtet, auch von den pfarrlichen Gruppen her. Auch hier
helfen
mir die Grundsätze der christlichen Werthierarchie (oben 7.). Oft
hilft nur der 'Rundordner', der Papierkorb.
9.3. die Kommunikation zwischen den vielen
Mitarbeitern
ist ein besonderes Problem. Wir haben Informationsstellen eingerichtet,
wo man die schriftlichen Informationen für die Einzelnen ablegt
und
wo diese sich im Schriftlichen informieren. Es gibt Dienstbesprechungen
der pastoralen Mitarbeiter, der Büro-Mitarbeiter und viele
Gespräche
mit den Einzelnen (siehe Grafik Nr. 5. = 6,7 wöchentliche
Arbeitsstunden).
Viele erledigt sich "zwischen Tür und Angel".
Einige Lösungsansätze:
- Je klarer ein Bereich abgegrenzt ist, je klarer die
Kompetenzen sind, umso weniger Probleme.
- Je positiver die Leute zueinander stehen, desto
weniger
Probleme.
- Je mehr Gewohnheiten gelten, je weniger dauernd
geändert
wird, desto weniger Probleme.
10. Meditation: Der Pfarrer als
Repräsentant
der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche.
Unsere Seelsorgeeinheit ist ein sehr vielfältiges
Gebilde: Stadt und Dörfer in verschiedener Ausgestaltung, mit
verschiedener
Geschichte und verschiedenem Selbstbewußtsein. Hier darf ich sein:
Pfarrer der e i n e n Kirche
Meine Aufgabe als Pfarrer ist es, die Einheit
herzustellen,
die den anderen in ihrer Eigenart gelten läßt, die
Gerechtigkeit
sucht und Frieden stiftet; die Einheit sucht unter den vielen Charismen
meiner Pfarreien; Einheit mit dem Kollegium um den Dekan, mit dem
Bischof
und dem Papst; Einheit auch in der Ökumene. Und dies umzusetzen
hinein
in meine Pfarreien, die mir anvertraute Seelsorgeeinheit.
Pfarrer der h e i l i g e n Kirche
Es beglückt mich, Repräsentant der heiligen
Kirche zu sein. Von meiner Kirche sage ich: Du bist schön, meine
Freundin.
Ich meine das ganz konkret, wenn ich in der Repräsentanz des
Bräutigams
vor meinen Gemeinden stehe, insbesondere in der Eucharistiefeier. Ich
liebe
meine Gemeinden, diese Menschen, die sich mit mir vor Gott versammeln,
mit unseren Stärken und unseren Schwächen. Gott heiligt uns,
und doch sind wir Menschen - simul justus et peccator, Kernpunkt der
Rechtfertigungslehre.
Pfarrer der k a t h o l i s c h e n Kirche
Das Umfassende fasziniert mich seit eh und je: Vater,
Sohn und Hl. Geist; Christus und Maria; Priester und Laien; Schrift und
Überlieferung; Hauskirche und Weltkirche; Solidarität und
Subsidiarität;
usw. Keine Einheitsbrei, sondern Spannung in der großartigen
Vielfalt.
Und das nun erfahren in diesem umschriebenen Raum, in dem ich Pfarrer
sein
darf, immer neu bereichert vom Katholischen des konkreten Lebens. Raum,
den ich immer wieder weiten darf über den Kirchturm hinaus. Hier
helfen
mir vor allem meine weltweiten Kontakte mittels der internationalen
Sprache
Esperanto, das weltweit Katholische persönlich zu erfahren und zu
vermitteln.
Pfarrer der a p o s t o l i s c h e n Kirche
In der Tradition der Handauflegung stehen von den
Aposteln
her. Den reich gedeckten Tisch des Wortes Gottes entdecken und für
diese Menschen decken: das Wort Gottes des Alten Testamentes,
insbesondere
der Psalmen, auf dem Jesus und seine Apostel ihr Leben entfaltet haben;
das Wort Gottes des Neuen Testamentes, in dem sich ihr Leben und ihr
Glaube
in die Welt hinein entfaltet bis auf den heutigen Tag. In Treue zu der
Lehre der Apostel alles Neue des Lebens einordnen in die Lehre Jesu
Christi.