Abschied von St. Fidelis
   28.3.2004

   Predigt und Ansprache von Pfarrer Bernhard Eichkorn
   anläßlich seiner Verabschiedung als Pfarrer von St. Fidelis in den Ruhestand


     Predigt

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

   Als ich zu euch kam, meine Schwestern und Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen,
   sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkünden.
 Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar den Gekreuzigten.
 Zudem kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch.
 Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte,
 sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stütze,
    sondern auf die Kraft Gottes.
       Kor 2,1 - 5

Diese Worte der heiligen Schrift müßten heute mit Goldlettern geschrieben werden. Für jedes Einzelne dieser Worte müßte ich jetzt eine Erklärung geben. Aber sie mögen aus sich selbst und in dieser meiner Wiederholung sprechen.

Ein sichtbares Symbol dieser Worte ist unser neuer Taufstein. Wie angekündigt, werden wir Sie, liebe Zuhörer, nach dieser Predigt bei der Gabenbereitung um Ihren Beitrag für diesen Taufstein bitten. Ich danke Ihnen herzlich für diesen Ihren Geburtstagsbeitrag. Der Taufstein ist eine markante Ergänzung der gelungenen Renovation dieses Raumes vor über 20 Jahren. Dank an den Künstler, Herrn Lutz, der unserem Glauben eine Darstellung gibt. Die Taufe ist ja das Fundament unserer Kirche, auch der Kirche von St. Fidelis. Nicht wenige Fidelianer leben heute in Angst und Zweifel über die Zukunft unserer Gemeinde St. Fidelis. Ich bitte Sie, diese Ängste als ein Erlebnis kleinen Glaubens anzunehmen. Wenn wir an die Macht der Taufe glauben, werden wir in großem, mutigem Glauben auch an eine Zukunft von St. Fidelis glauben. Wir sind getauft auf den dreifaltigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist. Was gibt es Größeres und Stabilers als ein großer Glaube an den allmächtigen Gott, den Vater des Himmels und der Erde. Wie war noch das Wort, das wir am Anfang gehört haben: “Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stütze, sondern auf die Kraft Gottes” (1 Kor 2,4+5)

Heute ist ein Tag des Dankens. Zuerst danke ich wieder einmal meinem Vorgänger Karl Johannes Heypeter. Er hat mir eine lebendige, interessierte, eine gute Pfarrei hinterlassen.
    Heute ist wieder ein Tag, in St. Fidelis stolz zu sein auf die Ministranten und auf die Jugend. Dank an Ute und Thomas Hauser, die sich um unsere Jugend kümmern. Vergesst nicht, dass Gott Euch zu diesem Dienst befähigt hat. Nichts ist so gut, dass es nicht noch besser sein könne.
Darum frage ich Euch Jugendliche: Warum wird keiner von Euch Priester? Warum wird kein Mädchen Ordensschwester, kein Junge Mönch im Dienste dieses dreifaltigen Gottes? Ihr würde St. Fidelis, der Kirche und Euch selber den größten Dienst erweisen, wenn ihr eine solche Berufung unter euch pflegen würdet.
    Dank an meinen Nachfolger Dekan Kurt Müller und seinen Helfer Pfarrer Günther Fackler. Für ihren Dienst an bisher zweieinhalb Pfarrerstellen brauchen sie unser Gebet. Und wenn sie einmal in ihrem täglichen Gebet nicht das gesteckte Ziel erreichen, sollen sie wissen, dass an ihrer Stelle einer im Pfarrhaus St. Fidelis ist, der für sie und ihre Arbeit betet. Wir hatten einen guten Start miteinander. Gott möge uns ein weiteres gutes Miteinander schenken.
    Ich danke unserem Diakon Werner Neugart, der als Diakon mit Zivilberuf mir in St. Fidelis eine besondere Stütze gewesen ist. Ich freue mich immer wieder von neuem, wenn er mit seiner Predigt mich begleitet. Danke für alle Dienste bei Taufen, Hochzeiten und Familienbesuchen.
    Danken möchte ich besonder meiner Pfarrhaushälterin Erika Discher. Sie hat dafür gesorgt, dass es mir im Pfarrhaus St. Fidelis gut ging. Wie sie sehen, ist ihr dies gelungen. Ich möchte ihr aber auch Danke sagen für all die Mitarbeit in der Pfarrei, in der Bücherei, bei den Paramenten, beim Blumenschmuck, bei der Erstellung der Lektorenliste und der Kommunionhelferliste, für den sonntäglichen Kindergottesdienst, für die Gewinnung von neuen Ministranten, besonders aber für den Religionsunterricht und den Schülergottesdienst, bis er uns von der neuen Schulleitung abgesägt worden ist.
    Einen herzlichen Dank sage ich an alle Mitarbeiter der fünfzehneinhalb Jahre, mit denen ich hier in St. Fidelis arbeiten durfte. Ich danke vor allem Gott, dass er mir solche Mitarbeiter gegeben hat. Deshalb habe ich nachher zu meinem Fest vor allem die ehrenamtlichen Mitarbeiter eingeladen, wie ich es mit dem jährlichen Neujahrsempfang von Anfang an durchgeführt habe. Sie sind die Hauptstütze der Kirche. Ihnen kommt wachsende Bedeutung zu.
So gilt mein Dank dem Pfarrgemeinderat - ich nenne Herrn Scharbach für alle. Ich danke dem Stiftungsrat - ich nenne Herrn Sturm für alle. Besonders danke ich den Betern von St. Fidelis - hier nenne ich Frau Weckerle für alle.
    Dank sage ich den Kirchenputzerinnen und Mesnern, den Paramentenfrauen, dem Perukreis und den Diensten für die Partnerschaften in Paris und Tula. Dank sage ich dem Kirchenchor, derFrauengemeinschaft, derPfarrhilfe, dem Kreis für das Fidelis-Info und dem Altenwerk.
    Mein Dank geht an die bezahlten Mitarbeiter. Das sind Dienst, die Ausbildung verlangen, z.B. die Orgel, dasPfarrbüro, aber auch besonderes Engagement, wie für das Fidelisheim, oder die Arbeiten auf unserem Kirchengelände. Diesen Mitarbeitern danke ich, dass sie ihren Dienst gut getan haben.
    Gott hat ihnen allen einen treuen Charakter gegeben, Gesundheit und Glauben. Danken Sie ihm immer wieder dafür. Der Pfarrer ist nur ein Rad im Ganzen einer Pfarrei. Das Räderwerk der Gläubigen ist entscheidend.

Wenn ich unseren großartigen Chorraum betrachte, bleibt mein Blick gerne an der Muttergottes neben dem herrlichen Christus hängen. Im Horizont meines Gedächtnisses steigt dann gerne eine Szene aus Dantes Göttlicher Komödie vor mir auf. Im Höhepunkt seines Ganges von der Hölle über das Purgatorium zum Himmel steht Dante schließlich vor Gott. Aber Gottes strahlendes Licht kann von seinem Menschenauge nicht aufgenommen werden. Er ist im wahren Sinn des Wortes geblendet vom göttlichen Licht.
    In seiner menschlichen Begrenztheit sucht er einen Vermittler, und er findet ihn im heiligen Bernhard, meinem Namenspatron. Heilige Bernhard, vermittle mir einen Blick auf den dreifaltigen Gott! Und Bernhard, ein glühender Verehrer derMuttergottes, nimmt seine Bitte auf und gibt sie weiter an Maria, die Mutter des Herrn. Ich erinnere mich an den Seitenaltar in Birnau, vorne rechts. Dort kniet er vor Maria und sein kindlicher Mund erhält einen Strahl der Muttermilch Marias.
Bei Dante wendet sich Bernhard an Maria, seine und unsere Mutter. “Virgine madre, figlia de tuo figlio” “Jungfräuliche Mutter, Tochter deines Sohne” so beginnt der 33 Gesang Virgils, der sein Werk dann beschließt. Zwei menschlich unüberbrückbare Gegensätze: Sie ist die  jungfräulich Mutter, sie ist die Tochter ihres Sohnes. Doch bei Gott ist kein Ding unmöglich. Und wer es doch nicht glauben kann, dessen Glaube ist noch zu klein.
    Einen Blick nur auf ihren Sohn, ein Lächeln zu ihrem Kind Bernhard, und es eröffnet sich für Dante der Blick auf Gott: drei riesige dreifarbige Kreise der himmlischen Scharen. Einer geht vom anderen aus. Der Dichter kratzt seine schönsten und größten italienischen Worte zusammen, um zu beschreiben, was er sieht.

  E l’un da l’atro come iri da iri
  parea reflesso, e l’terzo farea foco
  che quinci e quindi igualmete si spiri
                      Und einer entsteht aus dem andern
                      wie ein Reflex: Feuer scheint das Dritte,
                      das aus den beiden hervorgeht.

Ich habe aus der großartigen Esperanto-Wiedergabe übersetzt. Und mein Glaube sagt: O Gott, wie schön, wie groß, wie unbeschreiblich bist Du.
Mit Dir dürfen wir jetzt Eucharistiefeier feiern. Eucharistie heißt Dankesfeier. Danken wir jetzt dem Geber aller Gaben.
Amen
 

   Ansprache im Fidelisheim
 

Ich habe in der Kirche eine Reihe von Dankeschön gesagt. Darf ich hier auf der Bühne von St. Fidelis diesen Dank nochmals aufnehmen. An erster Stelle möchte ich hier Herrn Gallmann nennen. Ute hat mir gesagt, der heutige Tag habe ihm schlaflose Nächte bereitet. Ich kann das gut verstehen. Ich möchte ihn deshalb jetzt auf die Bühne bitten, damit ich ihm persönlich danken kann.
    Und dazu bitte ich gleich die Ute, denn ohne sie könnte kein solches Fest in Fidelis gefeiert werden. Die beiden treten hier aus dem Hintergrund für alle diejenigen, die im Hintergrund bleiben, ohne die sie beide aber die Last und Mühe eines solchen Festes nicht tragen könnten.
Und als dritte Person bitte ich die Frau Annegret Schmidt auf die Bühne. Als erste Verantwortliche des Pfarrbüros möge sie auch für ihre beiden Mitarbeiterinnen meinen Dank an das Pfarrbüro entgegennehmen. Unzählige Überstunden, die aber fast alle ehrenamtliche Mehrarbeit bedeuten, haben sie
und ihre Mitarbeiterinnen in den letzten Monaten geleistet. Ein herzliches Vergeltsgott.
    Mit diesen Personen danken wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Vorbereitung dieses Festes.

   Lasst uns nun noch einmal etwas zurückschauen:
Was mir in den fast  44 Jahren meiner Tätigkeit als Priester besonders auffällt, ist, dass es eine Zeit des Friedens war. Das ist ein Verdienst unserer Politiker. Das ist aber auch ein Verdienst des Volkes, das die richtigen Politiker gewählt hat. Für diese Zeit darf ich also dem deutschen Volk und seinen Politikern danken. Dies wird mir bewusst, wenn ich die Berichte aus Israel, China, Afrika lese und höre.
    Wir freuen uns, dass es dem kroatischen Volk immer besser gelingt, seine Situation in die Hand zu nehmen. Ich begrüße besonders herzlich unter uns einige Vertreter der kroatischen Gemeinde von Villingen mit ihrem Pfarrer Pavo Ivki?. Es tut mir herzlich leid, dass St. Fidelis heute nicht so viele Plätze anbieten kann, wie Ihr heute hättet besetzen können. Grüßen Sie Ihre ganze Gemeinde von uns.
    Unser Bundeskanzler hat auf der Friedenswelle die letzte Wahl gewonnen. Für mich ist damals die Frage nach dem wehrhaften Frieden aufgetaucht. Auch unser Papst hat sich vehement gegen den Krieg im Irak gestemmt. Aber er hat nicht jeden Krieg als unmöglich bezeichnet. Entscheidend ist der gerechte Friede. Und für uns erhebt sich immer wieder die Frage nach dem gerechten Frieden. Das ist eine riesige Aufgabe. Schon die Propheten und die Psalmensänger haben klar erkannt: Kein dauerhafter Friede ohne dauernden Kampf um die Gerechtigkeit. Das gilt bis heute, und heute mehr denn je.

   Unsere Feier des Jahres 2000
war ein Dank für diesen Frieden der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Wir habe in Freude gefeiert. Höhepunkt war die Mission in St. Fidelis. Dann kam im Jahre 2002 die 75-Jahresfeier des Bestehens unserer Pfarrei. Besonders markant warUnser Festbuch “75 Jahre St. Fidelis Villingen”. Ein Werk und Verdienst von Dr. Herz und von Matthias Wöhrle, dann von allen Mitgliedern des Festbuchausschusses. Schließlich kam die Gottesdienstgemeinde mit ihren Besuchen, die ganze Gemeinde mit ihren Spenden und dann der Haushalt der Kirchengemeinde.
    Der Haushalt der Jahre 2002/2003 hat trotzdem und trotz einiger besonderer Leistungen mit einem Plus von rund 8.000 Euro abgeschlossen. Wir - und da besonders das Pfarrbüro - haben sparsam gewirtschaftet und wir sind stolz auf dieses positive Ergebnis, das es uns ermöglicht hat, die Kirchenerneuerung ohne die geringste Schuldenlast abzuschließen. Das Hauptverdienst hierfür liegt bei Herrn Sturm, den ich jetzt auf die Bühne bitte, um ihm einen persönlichen Dank zu sagen.
Bei der Aktion Festbuch wurde mir ein entscheidender Schwachpunkt von St. Fidelis bewusst: Wir sind intern sehr beschäftigt und haben kaum noch Zeit für die am Rande. Das ist zwar nicht nur unser Problem. Aber das ist ein schwacher Trost. Es ist die Zukunftfrage unserer Kirchengemeinden schlechthin: Sind wir noch missionarisch. Wollen wir es noch sein? Jesus sagt es uns klipp und klar: Gehet hin in alle Welt und lehret alle (Mat 28,19).
    Man kann sagen: wenn jeder, der hier sitzt, regelmäßig mit einigen Leuten, die nicht hier sind, Kontakte hat und ihnen gläubig die Lehren unseres Glaubens vermittelt, sie regelmäßig zur Sonntagsmesse einlädt, dann ist die Zukunft unserer Gemeinde gesichert. Vorausgesetzt, Sie selbst kommen jeden Sonntag zur Sonntagsmesse, ohne deren Besuch der Sonntag schließlich zum Werktag wird.
    Ein anderes Beispiel ist der Pfarrgemeinderat: Ich habe die Kandidaten um 10 Sitzungen jährlich gebeten und dies wurde mir versprochen. Heute würde ich folgenden Vorschlag machen: Machen Sie jährlich an 5 Abenden Hausbesuche bei denen, die am Rande stehen. Dann halten Sie in 5 Sitzungen jedesmal Nachbesprechung dieser Besuche (das wäre dann eine Besucherschulung). Die Reaktion ist: Dann finden Sie keine Pfarrgemeinderäte mehr. Ist das wahr? Man bräuchte nicht mehr Zeit als jetzt, aber der Pfarrgemeinderat wäre missionarisch tätig. Wollen wir nicht mehr missionarisch sein?
    Wir sind jetzt beim Anliegen unseres Erzbischofs Robert Zollitsch. “Aufbruch im Umbruch” heißt die Schrift, die ich Ihnen auf die Tische gelegt habe. Optionen für eine pastorale Schwerpunktsetzung in der Erzdiözese Freiburg, heißt der Untertitel. Nehmen Sie diese Nummer der Schriftenreihe des Erzbistums Freiburg mit nach Hause. Sie wird Ihnen in einer ruhigen Minute viel Anregungen geben.

   Esperanto
war bei meiner midlife crisis, also der kritischen Zeit meiner 40er Jahre, die große Entdeckung meines Lebens. Ich konnte mit meinem Abitur-Französisch keine befriedigenden menschlichen Kontakte aufrecht erhalten. Und dann war es wahrhaftig möglich, in wenigen Lernstunden mir eine Sprache zu erarbeiten, mit der ich alle Sprachgrenzen überwinden kann.Josef Schiffer gibt gerne Auskunft über seinen Englisch-Esperanto-Kurse, die jeden Montagabend mit regem Zuspruch im Fidelisheim stattfinden. Die Million von Esperanto-Sprechern in der ganzen Welt ist ein Schatz, aus dem ich seither auch für St. Fidelis vieles geschöpft habe. Ich erinnere nur an unsere Partnerschaften mit der orthodoxen Pfarrei Zwölf Apostel in Tula und an die lebendige Gemeinschaft mit dem Neupriester Gabriel Anda in Kamerun. Er wird im nächsten Sommer uns wieder besuchen. Frau Maria Weisser freut sich schon riesig, ihn zu beherbergen und spart eisern für seinen Flug. Danke dafür. Wer ist bereit, bei der Betreuung mitzumachen?
    Ich schenke heute allen, die es noch nicht haben, mein Buch: “Esperanto, das neue Latein der Kirche”. Nehmen sie es am Ausgang bei Herrn Schiffer mit. Es zeichnet die große Vision: In einer einzigen Sprache, die man leicht lernen kann, mit den Menschen aller Sprachen ohne deren Diskriminierung in Kontakt treten können. Nicht nur als Studierter, sondern als normaler Mensch.
    Und ich frage meinen gesunden Menschenverstand: Warum packen Sie es nicht, Sie, die das von mir immer wieder hören und es an mir erleben? Warum lassen Sie es zu, dass unser Staat - das sind wir alle - jährlich Milliarden Euros für das Lernen einer der kompliziertesten Sprachen der Welt ausgibt und alle anderen Sprachen vernachlässigt. Und dann geben unsere jungen Leute wieder jedes Jahr Milliarden aus, um in den Ländern dieser Sprache zu leben, zu wohnen, um diese Sprache erst richtig zu lernen. Ich öffne kaum eine Zeitung, ohne auf dieses Problem zu stoßen. Kürzlich habe ich z.B. gelesen:
Auslandsstudenten in Deutschland: “Mangelnde Sprachkenntnisse führen häufig zum Misserfolg" (Rheinischer Merkur Nr 11/2004). Warum muss ich immer darum kämpfen, dass die Sprache Esperanto auch einen Platz unter uns bekommt?
    Wieder einmal habe ich ein Angebot: Ich fahre in diesem Sommer nach Litauen und nach Peking. Nach Peking bin ich nicht alleine. Nach Litauen habe ich ein Angebot: Man bezahlt 50 EUR für 2 Wochen. Dabei sind Begegnungen mit Polen, mit Litauern und mit Leuten aus 20 Nationen - in Esperanto natürlich. Lesen Sie mein Angebot im neuen Fidelis-Info. Ich bin skeptisch, ob sich jemand meldet. Warum? Wegen der Sprache? Oder einfach, weil es uns zu gut geht, weil wir zu viele derartiger Angebote haben? Oder liegt uns nichts an denen im Osten?
   Sie werden bald hören, der alte Pfarrer fahre nur noch in der Weltgeschichte herum. Es wäre klüger, er gäbe das Geld den Armen. Ich verrate Euch jetzt einen Grundsatz meines Lebens: Wenn ich Geld für Urlaub und Reisen ausgebe, gebe ich immer mindestens dieselbe Summe für einen guten Zweck.
Wenn mir das alle Fidelianer nachmachen würden, hätten wir die vielfache Summe an Spenden in unserer Rücklage Arbeitsplätze. als der Fall ist.
    Wenn Sie nach Pfaffenweiler gehen, steht wenige Meter vom Sandwegle unter der Eiche mit dem kräftigen Ästen das bescheidene Mahnmal für den Polen Marion Levicki. Dort an der Eiche wurde er 1943 von Männern unserer Heimat vor allen seinen Landsleuten aufgehängt, weil er sein Herz an eines unserer deutschen Mädchen verloren hatte. Immer wenn ich dort vorbei gehe, bete ich um seine Seelenruhe und um die Seelenruhe seiner Mörder. Nie mehr darf so etwas in unserer Heimat geschehen. Am 1. Mai wird sein Heimatland Polen mit noch 9 anderen Staaten in unsere Europäische Union aufgenommen.Danken wir Gott, dass unser Land nur noch von Freunden umgeben ist. Esperanto ist mein Beitrag, dass wir mit diesen Freunden auf gleicher Augenhöhe sprechen können.

   Religionsunterricht
In meinem Leben habe ich ca. 11.000 Stunden Religionsunterricht gegeben, insbesondere in der ersten Hälfte meiner Arbeit als Vikar und junger Pfarrer. Ich freue mich immer, wenn jemand Gestandener mich anspricht: Sie waren einmal unser Religionslehrer.
    Der Religionsunterricht ist heute eine der wichtigsten Tätigkeiten der Kirche und wird fast ausschließlich von den Religionslehrern wahrgenommen. In seiner Schrift “Aufbruch im Umbruch” hat ihn unser Erzbischof auch nur erwähnt mit dem Hinweis, dass man auf ihn ein besonderes Augenmerk
haben sollte. Auch ich konnte leider nur Herrn Enderle von Tannheim als Vertreter des wichtigen Berufstandes der Religionslehrer einladen, neben Frau Flühs, die Gott sei Dank an der Warenburgschule den Stab von Frau Discher übernommen hat.
    Sagen sie es Ihren Kollegen - ja, sagen Sie, die Zuhörer alle, den Religionslehrern Ihrer Kinder und Enkel und immer wieder ein Vergelt’s Gott für Ihre so wichtige Arbeit in der Vermittlung des Glaubens.

   Aufruf an die verschiedenen Gruppen von St. Fidelis

     An alle
Ein großes Anliegen muss uns allen die Pflege einer Kultur des Lebens sein, die der weit verbreiteten Kultur des Todes Paroli bietet.
Lasst uns immer wieder darüber reden, wie wertvolle jedes Menschenleben ist. Freuen wir uns, wenn Kinder in der Sonntagsmesse sind.
       Ich lade Sie ein
- zur Teilnahme am Gebet “Für das Leben”, das jeden Monat im Münster oder Benediktiner gebetet wird. (Beachten Sie die Mitteilungen im Wochenkalender “Katholische Kirchen in Villingen”)
- Ich lade Sie heute ein zum “Kreuzweg für das Leben” auf dem Lindenberg bei St. Peter. Er findet jedes Jahr am Samstag vor dem Palmsonntag statt, auch dieses Jahr, jetzt am nächsten Samstag um 14 Uhr. Diesmal ist anschließend um c. 15.30 Uhr ein Vortrag “Die Jugend gewinnen - Weltjugendtag” von einem Mitglied des Vorbereitungsteams. Abschließend wird die Sonntagvorabendmesse in der Kapelle auf dem Lindenberg gefeiert. Man kann bei mir mitfahren.
- Jeder von uns sollte Mitglied in einer Gruppe “Für das Leben” sein. Es ist für unsere Generation belämmernd, dass wir zehnmal so viel Mitglieder im Tierschutz als im Menschenschutz haben. In unserem Bereich sind aktiv die Gruppe “Aktion Lebensrecht für alle” und im politischen Bereich die “Christdemokraten für das Leben”. Auskünfte gebe ich gerne, ebenso die Familie Flühs

   Ruf an die Jugend
Ich weiß, die Jugend unserer Pfarrei steht heute wie bei jedem großen Pfarrfest aktiv im Hintergrund. Ohne Euch könnten unsere Pfarrfeste schlichtweg nicht in diesem Rahmen stattfinden. Ich habe Euch schon in der Kirche gesagt: Wir brauchen Euch im Kloster, wir brauchen Euch als Priester.  Der Beruf des Priesters - das sage ich Euch ehrlich und aus ganzem Herzen und aus lebenslanger Erfahrung - ist der schönste Beruf, den ich mir denken kann: Kontakte mit Menschen aller Lebensgruppen, mit Gesunden und Kranken, mit Jungen und Alten. Ein Beruf, der keine Zukunftsorgen kennt, dass man ihn
nicht brauchen könnte. Sagt es weiter. Ermuntert einander.
Der Dekan und ich sind derzeit mit 5 jungen Männern aus Villingen mehr oder weniger im ständigen Gespräch. Beten Sie regelmäßig alleine und mit andern um Priesterberufe. Allein die Tatsache, dass diese jungen Männer wissen, dass jemand für sie betet - auch wenn sie die geheimen Berufungen nicht
kennen - ist eine Hilfe.
Ermuntern sie junge Menschen. Besonder die Jugendlichen dürfen nicht lachen, wenn der Gedanke auftaucht, dass jemand Priester werden könnte, sondern sie müssen einander ermuntern.

   Aufruf an die Familien
Freuen Sie sich über jedes neues Leben. 4-5 Kinder pro Familie ist derzeit das Überlebensziel unserer Kirche und unserer Gesellschaft. Sie wundern sich. Die deutliche Zahl von 4-5 Kinder pro Familie deswegen, weil immer einige keine Kinder haben können, und weil einige keine Kinder haben wollen. Heute haben ca. ein Drittel der Frauen keine Kinder; unter den studierten Frauen sind es sogar 48 %. Um dies auszugleichen, müssen die gesunden Ehepaare heute 4-5 Kinder haben. Diese Kinder werden Eure zuverlässigste Altersversorgung sein, vorausgesetzt, sie sind auch gut erzogen. Das viere Gebot “Ehre Vater und Mutter” ist das einzige Gebot, mit dem ein Versprechen verbunden ist: “damit du lange lebst auf Erden”. Einige werden jetzt sagen, dass 4-5 Kinder heutzutage schwierig seien. Natürlich gibt es gesundheitliche Grenzen bei Ehepaaren und Müttern. Aber gerade deshalb müssen gesunden Eltern mehr Kinder haben.
    Setzen sie sich für das Erziehungsgehalt ein! Es gibt seriöse Berechnungen, die jedem Ehepaar für das 1. Kind 1.000 Euro und für jedes weitere Kind 500 Euro monatlich bezahlen möchten, vorausgesetzt, ein Elternteil bleibt bei den Kindern. Die eine Berechnung verlangt 1 Milliarde Euro jährlich an Zuschuss, die andere nimmt sogenannte rentable Schulden auf, die sich durch die Vermehrung der Arbeitsplätze wieder decken. Stellen Sie sich vor, wenn jetzt unbezahlte Erziehungsarbeit plötzlich bezahlte und damit anerkannte Arbeit wäre. Stellen Sie sich vor, alle erziehenden Hausfrauen hätten einen anerkannten Arbeitsplatz - zu Hause.
    Einige sagen jetzt: Unbezahlbar, unfinanzierbar. Vor wenigen Tagen lese ich in der Zeitung, dass die veranschlagten Gewinne der Bundesbank 3 Milliarden weniger sind als errechnet. Aber der Finanzminister könne das Defizit anderweitig decken. So leicht ist das. Fast jede Woche lese ich eine ähnliche
Nachricht. Wenn man will, hat man in Deutschland auch eine Milliarde für einen Erziehungsgehalt. Was man in Deutschland aber offensichtlich nicht hat, ist Mut zum Aufbruch. Manche glauben mir das nicht. Ich bitte Sie, Frau Föttinger einzuladen (10 Kinder). Sie könnte genauso Familienministerin sein wie eine kinderlose Frau. Niedersachsen macht es uns vor, wo eine Mutter mit - ich glaube - 5 Kindern jetzt Familienministerin ist.
    Ein anderer Weg: Setzen Sie sich für ein Kinderwahlrecht ein, das die Eltern für ihre nicht wahlberechtigten Kinder wahrnehmen. Dies würde nichts kosten, aber der jungen Generation 15 Millionen Wahlstimmen bringen. Dadurch würde unsere Politik automatisch auf die jungen Stimmen ausgerichtet, aber auf die sehr verantwortungsbewussten Stimmen der Eltern, die dann für ihre noch nicht wahlberechtigten Kinder abstimmen dürften.
Manche Diözesen machen das Experiment mit dem Kinderwahlrecht, auch Familienwahlrecht genannt, bei den Pfarrgemeinderatswahlen. Die Diözesen Wien, Magdeburg und Fulda führen es durch. (So sehr sich manche an Bischof Dyba gerieben und seine Berliner Schnautze gefürchtet haben: Er hat etwas für Familien und Kinder getan. In unserer Erzdiözese fehlen solche Kämpfer für die Familien). Immerhin hat es im Herbst vergangenen Jahres im Deutschen Bundestag einen parteiübergreifenden Vorstoß für ein Kinderwahlrecht gegeben. Ein erstes Hoffnungszeichen am alten Himmel unserer Republik.

   Aufruf an die Alten und Gestanden
Lasst uns froh sein über das, was wir erreicht haben. Wir haben es mit Fleiß und Ausdauer erreicht. Und damit sind wir unserer Jugend ein Vorbild.
Wir wollen nicht auf die Jungen herabschauen, sondern unseren Beitrag leisten, dass sie die Zukunft gestalten können. Denn wir haben auch Fehler gemacht (z.B. hauptsächlich für die Alten gesorgt und nicht für die Familien und Kinder). Darum sind wir bereit, unsere Habe zu teilen und sie nicht zu horten.
    Wir haben in St. Fidelis eine Rücklage “Arbeitsplätze in St. Fidelis”. Seit 1999 bemühen wir uns darum, einen Kapitalstock zu bilden, aus dessen Zinsen Arbeit in St. Fidelis bezahlt werden kann. Die Rücklage ist bereits so groß, dass wir im Jahr jetzt 3,5 Wochenstunden für Arbeit garantieren können. Ich appelliere an alle, denen St. Fidelis am Herzen liegt. Investieren Sie in diese Rücklage. Es gibt zwei Möglichkeiten: Spenden oder Geld leihen. Wenn Sie der Rücklage z.B. 100 EUR ein Jahr lang zinslos leihen, kommt daraus ein Zins von 5 EUR heraus, der in diese Rücklage geht. 100 EUR geliehen ist also wie eine Spende von 5 EUR jedes Jahr. 1.000 EUR bringen natürlich 50 EUR und 10.000 EUR bringen im Jahr 500 EUR. Man bekommt das Geld jederzeit ohne Abzug in wenigen Tagen wieder zurück. Wir haben derzeit 25.500 EUR Darlehen in diesem Rücklagenkonto. Dies könnte leicht doppelt oder dreifach so viel sein, wenn Sie uns vertrauen würden. Ich stehe Ihnen in dieser Frage gerne vertraulich zur Verfügung.

   Eklesia semper reformanda - die Kirche muss sich immer erneuern
Nie sind wir fertig, nie haben wir ein Paradies, nie sind wir perfekt. Das gilt im persönlichen Leben, dass gilt für eine Kirchengemeinde. Darum hörten wir den Aufruf der Fastenzeit: Bekehrt euch, oder ihr kommt um (3. Fastensonntag). Das ist die harte Wirklichkeit des Wortes Gottes. Er sagt: Ich lege Dir die Wahl vor: Leben oder Tod - wähle das Leben. Und es liegt in der Tat an uns, Leben oder Tod als unsere Zukunft zu wählen.
    Der politische Witz: Schröder ist gestorben und kommt zu Petrus. Dort hört er: An Stelle des Letzten Gerichts dürft ihr jetzt wählen. Also schauen Sie sich Himmel und Hölle einmal an und wählen Sie. Schröder geht an das Himmelstor. Gähnende Leere. Weit hinten ist etwas, scheint aber nicht attraktiv. Schröder geht an das Höllentor. Da ist Disco. Tolles Leben. Er geht wieder zu Petrus: Unter diesen Umständen wähle ich das tolle Leben. Bitte - er wählt, und ist in der Hölle. Aber: Die Disco ist aus. Besoffene. Er wird zum Aufräumen eingeteilt. Bekommt eine Pritsche zum Übernachten. Der Musiklärm ist nicht abzustellen. Es ist die Hölle. Er sucht ein Telefon. Und wirklich, er kann Petrus anrufen, bei dem er sich bitter beklagt. Aber bitte, sagt Petrus, ich habe es Ihnen doch gesagt, und Sie haben frei gewählt. Das ist jetzt bei uns wie es bei euch war: Vor der Wahl ist vor der Wahl, und nach der Wahl ist nach der Wahl.
Ein Glück, dass wir die Pfarrer nicht zu wählen haben.

    Biblisch heißt das so: Der Weg zum Himmel ist steil und beschwerlich. Der Weg zur Hölle ist leicht und vielbegangen. Ich bin viele steile und beschwerliche Wege gegangen in meinem Leben, z.B. in den Alpen. Sie waren immer auch schön. Und am Ziel war es besonders schön. Anstrengung lohnt sich. Besonders und gerade in unserem Glauben an den dreifaltigen Gott.

    Bernhard Eichkorn